Das Handwerk ist seit jeher eine zentrale Idee gemeinsamen Tuns. Als „Zentrum allen Gemeinsinns“ beschreibt der Soziologe Richard Sennet das Handwerk und festigt somit seine Bedeutung als identitätsstiftendes Kulturgut der Gesellschaft.
Zusammen mit dem Verein “Netzwerk Handwerk” werden neue Ansätze für das Handwerk und die Architektur und deren Auswirkung auf unsere Lebensräume entwickelt.
Dabei wurde versucht, das Werk und sein Erschaffen zeitgemäß zusammenzuführen und zu einem sozial-prozessualen Event zu transferieren. Aus den vielfach zitierten Begriffen „gemeinsam“ oder „zusammen“ entstehen über die Dauer von vier Monaten Konzepte für soziale Mitwelten, die unsere Lebensräume, das Handwerk und unsere gebaute Umgebung völlig neu denken. Die Architektur dabei fungiert als Transformator für einen kollaborativen Gemeinsinn der unsere Städte und Regionen verändern kann.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung ist die Untersuchung der umfangreichsten seriellen Bildquelle zum historischen, vorindustriellen Handwerk in Europa: den Memorialbüchern der Mendelschen und Landauerschen Zwölfbrüderstiftung in Nürnberg. Die Vielfalt der vertretenen Berufe spiegelt auf der einen Seite den sehr hohen Grad an Spezialisierung und auf der anderen Seite das Aussterben alter, sowie das Aufkommen neuer Handwerke wider. Nicht nur die Memorialbücher sind einzigartig, auch die Stiftungshäuser selbst etablierten sich als, für die Zeit des Mittelalters, überaus fortschrittliche soziale Einrichtungen. Hier konnten alte und betagte Handwerkersmeister gemeinam wohnen und arbeiten. Neben diesem sozialen Aspekt bildeten die Häuser auch Orte der Wissensüberlieferung, des lebendigen Austauschs, an denen die Jungen von den Alten lernen konnten.
Mit dem aufkeimenden frühkapitalistischen System britischer Kolonialisten wurden schleichend sämtliche gesellschaftliche Leistungsbereiche industrialisiert. Die Entkoppelung von Mensch und Umwelt stellte bereits einen Paradigmenwechsel dar. Durch das Trennen von Werk und Schöpfer entstand eine Orientierungslosigkeit und brachte unser Werteempfinden gegenüber dem Handwerk in Schieflage.
„Out of Hands“ entwickelt Ansätze, diese gekappten Beziehungen in heterogenen Nutzungs- Sozial- und Programmhybriden wieder zusammenzubringen. Es entstehen omnifunktionale Fertigungsgebäude, die die Idee der 12 – Brüderhäuser in das Jetzt transferieren, um die Sozialutopie von damals wiederzubeleben.
Student credits: Maximilian Dietzfelbinger, Valentin Gensheimer, Alex Kerschbaumer, Michael Maier, Marinus Schurer, Luca Guarino, Michael Marthe, Micha Schneider, Ercan Demircan, Christian Beetz