Betreuung: Walter Prenner, Kathrin Aste
Der uns alle betreffende, gemeinschaftlich nutzbare öffentliche Raum befindet sich im Wandel. Durch die globale digitale Vernetzung sind viele entscheidende Funktionen des öffentlichen Raums von digitalen Medien übernommen worden, was dessen Relevanz für zukünftige Generationen in Frage stellt. Öffentlicher städtischer Raum als kulturelle, gesellschaftliche und politische Austauschplattform geht zunehmend verloren und wird von privatisiertem, scheinbar öffentlichem Raum übernommen, welcher sich durch Kontrollen, Reglementierungen und Exklusivität kennzeichnet. Öffentlichkeit wird hier lediglich simuliert, das gesellschaftliche Treiben auf die Primärinteressen der Benutzer reduziert und die individuelle Aneignung von Raum stark limitiert. Diese gesellschaftliche Entwöhnung der öffentlichen Freiräume führt dazu, dass tatsächlich öffentlicher Raum zum Restraum dessen verkommt, was nicht privatwirtschaftlich verwertbar ist. Methoden, den physischen öffentlichen Raum neu in Szene zu setzen, müssen erarbeitet werden, um eine gesellschaftliche Sensibilisierung für dessen Relevanz zu erzeugen.
Eine Möglichkeit zur Neuinszenierung öffentlichen Raums findet sich in den immersiven Qualitäten und verborgenen Potentialen der Panoramagebäude des 19. Jahrhunderts. Die intensive Auseinandersetzung mit dem hierbei auftretenden Element des „Faux Terrain“, ursprünglich der falsche Boden zwischen Besucherplattform und Rundgemälde, ist Hauptbestandteil meiner Arbeit.
In Form einer illusionistischen Parklandschaft wird es zum Vermittler zwischen Besucher, Architektur und Umfeld. Bewusst positionierte Blickbezüge und architektonische räumliche Illusionen modifizieren den öffentlichen Raum zum Inhalt eines interaktiven Panoramabildes.
Diese Arbeit untersucht anhand eines ortsspezifischen Beispiels, der leer stehenden Rotunde des ehemaligen „Riesenrundgemäldes“ in Innsbrucks Stadtteil Saggen, welche Qualitäten dem Faux Terrain als architektonische Neuinszenierung öffentlichen Raums innewohnen.