Betreuung: Walter Prenner, Kathrin Aste
Stell dir eine Stadt im späten Mittelalter vor. Eine dichte Anhäufung von schmalen Häusern, eingegrenzt von einer schützenden Mauer. Reges Treiben in engen Gassen, wo Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten am Markt ihre Lebensmittel, Kleidung, Geräte und andere Produkte kaufen müssen, da dies die einzige Möglichkeit ist, um an lebensnotwendige Dinge zu gelangen. Da Handelsgut sehr aufwendig herzustellen ist, sind diese nur begrenzt zur Verfügung und erhalten dadurch einen sehr hohen Wert. Die Straßen sind voll von kleinen Handwerksbetrieben, Metzgern, Bäcker und Bierbrauereien. Schuster, und Näherinnen sind ebenso in erdberührenden Etagen der Häuschen zu finden.
Stell dir nun eine europäische Stadt in der Zukunft vor. Es spielt fast keine Rolle, ob diese groß oder klein ist. Es ist sowieso möglich, alles online zu bestellen oder in Shopping-Center zu kaufen. Der Höhepunkt der Globalisierung ist überschritten. Das sogenannte Handelsgut, wie aus dem mittelalterlichen Stadtbild bekannt war, wird jetzt als überproduzierte Notwendigkeiten beschrieben, worüber sich keiner mehr Gedanken machen muss, wo und wie was produziert wird. Waren werden quer durch die ganze Welt verschifft. Unsere stark besiedelte Erde kann sich alles teilen. Materielle Ressourcen werden ausgeschlachtet, um dem hohen Lebensstandard der Menschen gerecht zu werden. Jedoch müssen trotzdem andere hart arbeiten damit wir unsere wenig geschätzten Güter bekommen. Die globale
Verbundenheit scheint aber im Zuge der Klimakrise bald zu kippen. Es soll irgendwann nicht mehr möglich sein, alle möglichen Güter von einem Kontinent zum anderen und wieder zurückzuverschicken. Die Folge dessen wird sein, dass die Standards der Menschen wieder etwas an die lokalen Voraussetzungen anzupassen sind. Diese materielle Gegenwart muss sich ein wenig umstrukturieren. Es soll nicht nur mehr die konsumgeprägte Gesellschaft im Vordergrund stehen, sondern der Fokus muss sich an die vom Menschen schon zerstörte Natur verschieben. Wir sollten Güter, Dinge und Nahrungsmittel wertschätzen können, so wie es die Menschen früher zwangsweise schätzen mussten. Heutzutage sollte man bewusst einen Schritt zurückgehen und unsere Welt, unsere natürliche Umgebung wieder kennenlernen und verstehen, bevor es zu spät ist.
Donna Haraway plädiert in ihrem Buch „Unruhig Bleiben“ über einen radikalen Wandel unserer Selbstwahrnehmung, indem sie vorschlägt, dass wir zum Symbiont werden und nicht nur mehr nur Nutzer unserer Umgebung sein können. Sie schreibt über eine Mischung aus Material und Semiotik, eine Grenzaufhebung zwischen Subjekt und Umgebung, eine Vermischung von Persona und Topos.